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80 Jahre Liliputbahn auf dem Stuttgarter Killesberg - Jubiläumsfest am 6. und 7. Juli

25 Jahre Förderverein für die Killesbergbahn

 

Ein Fest zum Jubiläum

 

Das 80-jährige Jubiläum der Stuttgarter Parkeisenbahn haben die Lokführer vom Killesberg in ihre Hand genommen: Am ersten Wochenende im Juli (6. und 7. Juli) ist vorgesehen, dass alle Loks im Einsatz sind, darunter zeitweise zwei vor einem Zug oder drei Züge gleichzeitig. Auch andere echte Dampffahrzeuge auf Schiene und (Park-) Straße in verschiedenen Maßstäben und Baugrößen wollen sich einfinden. Ein Dampfkarussel und eine Dampforgel werden den Park bereichern. Zaungäste können auf einem Teil der Straßenfahrzeuge mitfahren.

Der Verein Freunde und Förderer der Killesbergbahn begeht gleichzeitig sein 25-jähriges Bestehen und unterstützt tatkräftig die Veranstaltung.

 

Das Programm am Jubiläumswochenende

 

6. und 7. Juli 2019 | 10 — 18 Uhr

Höhenpark Killesberg

 

• Dampflokfest mit Dreizugbetrieb:
  Abfahrt/Zustieg am Bahnhof und am Höhenweg

• zahlreiche Miniatur-Dampftraktoren, Dampfkarussel und
  Dampforgel

• Sonderverkauf SSB-Merchandising-Artikel

• Info-Stand Förderverein Killesbergbahn

• Gastronomie am Lokschuppen

• Kinderschminken

• Sonntag: Fallschirmsprung Klaus Renz
  etwa 14:30 Uhr – 15:15 Uhr

 

Fahrplan der Killesbergbahn am Jubiläumswochenende
 

• Dreizugbetrieb

• Fahrten etwa alle 8 Minuten zwischen 10 und 18 Uhr

 

Fahrpreise für die Killesbergbahn (während ganzer Sommersaison)
 

Erwachsene Einzelticket                    3,--      Euro
Zehnerticket                                            27,-      Euro


Erwachsene Einzelticket ermäßigt      2,50      Euro
Zehnerticket ermäßigt                           22,50     Euro

 

Kinder (3 – 6 Jahre) Einzelticket 1,50      Euro

Kinder Zehnerticket                             13,50     Euro

 

Familie Einzelticket                                7,50      Euro

 

 

Anreise
 

Mit Bus/Bahn

Ab Stuttgart Hauptbahnhof (Arnulf-Klett-Platz/Gleis 3) 

mit der Stadtbahnlinie U 5 sowie mit den Buslinien 43 und

44 (Arnulf-Klett-Platz/Bushaltestellen vor dem Bahnhofs-

gebäude) in Richtung Killesberg

 

 

Oldtimerbus am Sonntag
 

Für eine besonders stilvolle Anfahrt zum Dampflokfest sorgen insgesamt fünf historische Omnibusse der SSB, die am Sonntag, 7. Juli, zwischen 10 und 17 Uhr viertelstündlich zwischen Schlossplatz, Hauptbahnhof und Killesberg und wieder zurück verkehren. Gefahren wird zwischen den fahrplanmäßigen Kursen der Linie 44. Am Steuer sitzen ehrenamtliche Kräfte des Vereins Stuttgarter Historische

Straßenbahnen. Zur Mitfahrt genügt ein gültiges VVS-Ticket für die Zone 1. In den Oldtimerbussen findet kein Fahrausweisverkauf statt. Auch sind die Busveteranen nicht barrierefrei.      

 

 

Killesbergbahn
Betreiber: Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB)

Telefon: 0711.7885-7771

E-Mail: info@killesbergbahn.de

www.killesbergbahn.de

oder

www.ssb-ag.de/erleben/killesbergbahn

 

 

H i n t e r g r u n d 

Die Parkbahn auf dem Stuttgarter Killesberg: Seit 80 Jahren beliebt – Eine von vier in Deutschland - Vorbild für Englands Eisenbahnnarren

 

Generationen von Stuttgartern sind mit ihr aufgewachsen: mit der Parkeisenbahn auf dem Killesberg, dem wohl populärsten Landschaftspark der schwäbischen Landeshauptstadt. Gerade weil die Killesbergbahn auf einer Spurweite von nicht einmal 40 Zentimetern fährt, sind Besucher des gärtnerisch prachtvoll angelegten Höhenparks Killesberg oft überrascht über die drei eleganten, rund acht Meter langen Dampflokomotiven. Schon seit 1939 gehört die Killesbergbahn zu den städtischen Attraktionen. Somit wird die Personen befördernde Miniaturbahn nunmehr 80 Jahre alt. Das feiert die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) am zweiten Wochenende im Juli mit einem Dampflokfest.

 

Von allen derartigen Parkbahnen, vor allem unter den gleichartigen vier anderen Bahnen dieser Baugröße in Leipzig, Dresden, Wien und England, besitzt Stuttgarts Killesbergbahn die bergigste, kurvigste, anspruchsvollste und abwechslungsreichste Strecke. Tatsächlich handelt es sich bei der windungsreichen Miniaturbahn um eine regelrechte Gebirgsbahn mit Neigungen fast bis zu sechs Prozent, somit die steilste „Eisenbahnstrecke“ in Baden-Württemberg, und sie verläuft von der tiefsten Stelle des Höhenparks zu seinem höchsten natürlichen Punkt, gut 20 Meter höher. Die Spurweite beträgt 15 britische Zoll, das sind umgerechnet 381 Millimeter. Weil die SSB für die Vergnügungsbahn zuständig ist, handelt es sich sozusagen um die kürzeste Linie der SSB.

 

Keine gewöhnliche Schmalspur- oder Vergnügungsbahn: Liliputbahn

 

Die gut zwei Kilometer lange Parkbahn gehört zur Gattung der so genannten Liliputbahnen. Damit ist gemeint, dass die Dampflokomotiven zwar keine ganz direkten Vorbilder haben, aber von ihren Proportionen her in allen Maßen rund vier Mal kleiner sind als eine Dampflok der großen Eisenbahn. Und sie zeigen dabei deutliche Anklänge an große Lokomotiven bestimmter Type. Somit handelt es sich um eine Art Modelleisenbahn, allerdings im enorm großen Maßstab von etwa 1:3. Das hat zur Folge, dass der Lokführer neben seiner Maschine wie ein Riese wirkt und daher im Tender vor dem Führerhaus kauern muss. Die Wagen sind aber so gebaut, dass die Fahrgäste sich nicht ducken müssen, sondern gut Platz finden.

 

Als Provisorium gedacht – auf Dauer geblieben

 

Die Killesbergbahn ist 1939 zur Reichsgartenschau in Stuttgart erbaut worden und wurde im Frühjahr 1939 eröffnet. Wie bei solchen Veranstaltungen üblich, war die Einrichtung der Bahn nur für ein Jahr gedacht, danach wäre die komplett gemietete Anlage mit Fahrzeugen wieder abgebaut und zurückgegeben worden. Doch durch den Beginn des Zweiten Weltkrieges im Herbst 1939 konnten die Fahrzeuge überwiegend nicht mehr abtransportiert und die Bahn nicht abgebaut werden. Nach dem Krieg, zur Bundesgartenschau 1950 in Stuttgart, gehörte die Bahn daher sofort wieder zu den Attraktionen. Seither ist sie ohne Unterbrechung in Betrieb.

 

Eigentlich eine kleine „Gebirgsbahn“
 

Die gut zwei Kilometer lange Streckenführung macht fast einer Gebirgsbahn Ehre: Sie besteht fast nur aus Steigung, Gefälle und Bögen. Gleich nach dem Parkbahnhof an der Stresemannstraße beginnt die Steigung mit bis zu 4,3 Prozent, einem für eine Eisenbahn enormen Wert. Rund zwanzig Höhenmeter liegen zwischen dem tiefsten und dem höchsten Punkt der Strecke. Das Gefälle ab dem Scheitelpunkt am Höhenweg ist noch steiler, denn es beträgt 1:17, also über 5,7 Prozent. Das alles macht deutlich, dass es sich bei der Killesbergbahn trotz ihrer possierlichen Erscheinung technisch gesehen um eine professionelle Eisenbahn handelt, die gut organisiert sein muss, damit sie das Sommerhalbjahr über jeden Tag zuverlässig Dienst versieht, oft unter vollem Andrang hunderter von Fahrgästen.

 

Für die Lokomotiven bedeutet die schwierige Strecke Schwerstarbeit, denn an sich handelt es sich bei den drei eleganten Dampfmaschinen, die jeweils drei große Treibräder besitzen, um klassische „Flachlandrenner“. Hätten sie die Größe einer echten Lokomotive im Maßstab 1:1, würde es sich um Schnellzugmaschinen handeln, nicht um eine Spezialtype für besonders steile Linien. Warum müssen diese Loks in Stuttgart dann eine Steilstrecke befahren? Weil diese Maschinentype ursprünglich für flache Park- und Ausstellungsgelände entworfen worden ist. Für solche Zwecke hatte der ursprüngliche Eigentümer, ein Baumaschinenhändler aus Leipzig, die Bahn beschafft und an die jeweiligen Veranstalter vermietet. Dass eine solche Bahn einmal auf einem so anspruchsvollen Untergrund wie in Stuttgart eingesetzt werden würde, mit so bewegter Topografie wie auf dem Killesberg, war eigentlich nicht geplant.

 

Der Höhenpark Killesberg

 

1939, vor 80 Jahren, ist die so genannte Reichsausstellung für den Gartenbau in Stuttgart veranstaltet worden. Seinerzeit entstand der heutige Höhenpark auf dem Killesberg, wo sich zuvor Schutt und Verwilderung ausgedehnt hatten. Innerhalb von zwei Jahren hatten die Mitarbeiter des Kasselaner Landschaftsgestalters Hermann Mattern die Steinwüste namens Judenheide und Akazienwäldchen, ab dann Killesberg genannt, nicht nur in die idyllische und erholsame Parklandschaft umgewandelt. Die vormaligen alten Steinbrüche der Feuerbacher bezog Mattern als romantische Kulisse geschickt in die künstliche Landschaftsgestaltung ein. Weil das damalige Regime mit Stahl und Zement knauserte und damit lieber Panzer und Kasernen baute, machte Mattern aus der Not eine Tugend und entwickelte eine naturnahe Gestaltung des zerklüfteten Geländes, mit geschwungenen, der Topografie angepassten Wegen und unauffälligen Gebäuden aus Natursteinmauern. Damit ging der Planer gleichzeitig elegant der Vorliebe der Nazis für geradlinige und pompöse Aufmarschflächen und Prachtbauten aus dem Weg.

 

Seit den 1920er Jahren war es Brauch, bei großen Ausstellungen und Gartenschauen jeweils vorübergehend solche Vergnügungsbahnen einzusetzen. Im Fall Stuttgart wurde die Bahn ab Frühjahr 1938 in den Planungen für das Gartenschaugelände vorgesehen. Die Parkeisenbahn wurde geschickt über die steilen Höhen geführt. Allerdings waren große Erdbewegungen oder Bauwerke für die Bahn nicht erwünscht, weil sie nur für sechs Monate eingesetzt werden sollte und weil keine Tiefbaustoffe dafür bewilligt wurden. Immerhin entstand damals ein kleiner künstlicher Tunnel, der längst nicht mehr befahren wird, aber heute noch vorhanden ist. Nach 1950 wurde die Streckenführung wegen der Landesmesse, die sich damals schrittweise im Höhenpark ausdehnte, mehrmals stark umgestaltet.

 

Aus drei Generationen: Die Fahrzeuge

 

Der Fahrzeugpark der Killesbergbahn spiegelt die Zeitläufe wider. Als Kuriosum gilt, dass zwei der Dampflokomotiven jünger sind als die Stuttgarter Bahn, die dritte, am jüngsten zugegangene Maschine ist aber noch viel älter. Wie kann das sein? Dem ursprünglichen Eigentümer und Verleiher war es im Laufe des Krieges doch noch gelungen, sein wertvollstes Kapital, die beiden Dampfloks, die 1939 für Stuttgart gebaut worden waren, in sein verstecktes Lager in der Lausitz zu bringen, während das Wagenmaterial und das Gleis in Stuttgart verblieben. Zur Gartenschau 1950 übernahm die Stadt Stuttgart daher dieses Material, musste aber beim Lokomotivhersteller Krauss-Maffei in München (heute Siemens Mobility), der schon die Vorkriegsmaschinen gebaut hatte, nach den alten Plänen eilends zwei neue Exemplare bauen lassen. Diese wurden wegen der „Gebirgsbahn“ etwas stärker dimensioniert, sehen aber gleich aus wie die in Stuttgart nicht mehr vorhandenen Maschinen von 1939.

 

Damals, 1950, wurde die Killesbergbahn wiederöffnet. Ein Namenswettbewerb brachte die liebevollen Bezeichnungen ‚Tazzelwurm‘ und ‚Springerle‘ für die beiden Dampfloks. Der Tazzelwurm – diese Schreibweise ist auf den aus sorgfältig polierten Messing gegossenen Schilden festgehalten – gilt nach einer Sage aus dem Mittelalter als grausiges Untier, das einst die heutige Gegend von Stuttgart unsicher gemacht haben soll. Der Blitzschwoab ist eine Figur aus dem Märchen der Sieben Schwaben, und Schwoabapfeil steht als launige Anspielung auf die schwäbische Charaktereigenschaft der Gemütlichkeit.

 

Ebenfalls 1950 erschien als Reserve auch die Diesellok ‚Blitzschwoab‘ vom traditionellen baden-württembergischen Hersteller von Dieselloks, Gmeinder in Mosbach/Baden. Diese ist allerdings keine „Liliput“-Type, also keine Verkleinerung einer großen Maschine, sondern orientiert sich an der natürlichen Größe der Menschen. Ihre Stromlinienform entspricht aber dem damaligen Zeitgeschmack. Die nächste Diesellok, somit die vierte Zuglok auf dem Killesberg, kam erst 1993 dazu, als in Stuttgart die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) stattfand. Auch diese Lok ist ein Kind ihrer Zeit, denn mit ihrem voluminösen, zweckmäßigen kastenförmigen Aufbau ähnelt sie eher einer kleinen Industrielok, wie sie heute noch für spezielle Schmalspurbahnen etwa für den Bau von Stollen und Tunnels hergestellt wird. Diese Maschine „hört“ auf den Namen ‚Schwoabapfeil‘.

 

Stolze Spanierin

 

Den eigentlichen Clou für den Lokomotivbestand auf dem Killesberg konnte der 1993 gegründete Förderverein Killesbergbahn 2014 völlig überraschend landen. Krauss-Maffei hatte nämlich ab 1925 eine Reihe solcher Liliput-Dampfloks erbaut, die an Empfänger in aller Welt gingen, so auch an eine Ausstellungsgesellschaft in Spanien für die Kleine Weltausstellung in Sevilla. Ein Teil dieser Maschinen überlebte, zwei davon gingen in den 1990er Jahren an zwei spanische Ingenieure, die daran gingen, sie wieder betriebsfähig herzurichten. Die Pläne der Spanier für eine dortige neue kommunale Gleisanlage zerschlugen sich aber. Der Stuttgarter Förderverein bekam über seine europäischen Partner Wind davon, dass die iberischen Loks zum Verkauf standen. Er konnte die SSB davon überzeugen, dass sich mit einer dritten Dampflok auf dem Killesberg die angespannte Situation beim Lokomotivpark entschärfen lasse, weil auch dann zwei betriebsfähige Maschinen verfügbar seien, wenn die dritte in Ruhe gewartet werden könne. So gelangte die stolze, 1928 gebaute Spanierin mit dem deutschen Herstellerschild nach 85 Jahren in ihr Heimatland zurück. ‚Santa Maria‘ wird die Maschine genannt, nach dem Flaggschiff der Flotte von Christoph Kolumbus, der einst Amerika für die Europäer entdeckte. Seit 2016 verstärkt die elegante „schwarze“ Lok den Einsatzbestand in Stuttgart und unterscheidet sich markant von ihren grünen Schwestern. Weil die Santa Maria vom Triebwerk her etwas leichter gebaut ist als die beiden etwas jüngeren „Kolleginnen“, wird ihr ein Personenwagen weniger angehängt als den grünen Loks.

 

Die heute eingesetzten 14 Personenwagen sind noch der Stuttgarter Originalbestand von 1939. Seit 2017 trägt eine der drei Wagengarnituren wieder eine Lackierung im ursprünglichen Erscheinungsbild von 1939 in Creme mit roten Zierlinien. Üblicherweise bilden fünf Wagen eine komplette Garnitur, so dass bis zu drei Züge abwechselnd eingesetzt werden könnten. Die Wagen besitzen wie bei der „richtigen“ Eisenbahn Luftdruckbremse mit automatischer Sicherheitsfunktion, die bei dem starken Gefälle der Killesbergbahn von bis zu 5,8 Prozent unbedingt nötig ist, und eine halbautomatische Kompaktkupplung, wie man sie von Straßenbahnen her kennt. Die Dampfloks haben zusätzlich eine mit Dampf betätigte Bremse.

 

Spannende Streckenführung

 

Über die einzelnen Höhenterrassen des Killesbergs, durch grünen Rasen, gepflegte Gehölzgruppen und herrliche Blumenrabatten, schraubt und windet sich das schmale Gleis bergwärts, reichlich unterbrochen von zahlreichen Wegekreuzungen. Jeweils zuvor wird fleißig gepfiffen, und das ist Vorschrift, denn der knapp 20 Tonnen schwere Zug, der bis zu 15 Kilometer pro Stunde fahren darf, ist kein Spielzeug. Passanten und Hunde tun gut daran, die Warnschilder an den Wegen zu beachten und ihm rechtzeitig Platz zu machen. Wie bei einer richtigen Eisenbahn liegen die zierlichen Schienen vom Typ S 18, die also 18 Kilo pro Meter wiegen, auf Holzschwellen in einem Schotterbett. Die Schienen gibt es noch heute auf dem Eisenbahnsektor zu kaufen, da sie für professionelle Anwendungen wie für Stollenbahnen und auf Großbaustellen noch immer von der Bauindustrie für Lorenbahnen gebraucht werden.

 

Für den Lokführer hängt die Bedienung der Maschine auf so einer anspruchsvollen Strecke viel vom richtigen „Händchen“ und der Erfahrung ab. Die Lok muss auf der langgezogenen Steigung für den vollbesetzten Zug immer genug Dampf entwickeln. Bei der anschließenden Talfahrt soll jedoch kein überschüssiger Dampf vorhanden sein, gleichzeitig soll der Kessel gleichmäßig und schonend behandelt werden. Auch das Bremsen bei der steilen Talfahrt in den engen Bögen will beherrscht sein. Feinstaub stoßen die Lokomotiven übrigens nicht aus, und dass sich auch der grobe Kohlenruß in Grenzen hält, dafür sorgt so gut wie schwefelfreie, feinste walisische Kohle, sozusagen der Kaviar unter den fossilen Brennstoffen.

 

Gut organisiert

 

Seit 2011 befindet sich die Killesbergbahn in der Hand des kommunalen Stuttgarter Nahverkehrsbetreibers SSB. Eines der modernsten Nahverkehrsunternehmen Deutschlands hat somit auch echte Dampflokomotiven im Bestand! Nicht nur das, es gibt somit auch richtige Dampflokführer und Mechaniker dazu. Und die werkeln – vor allem im Winterhalbjahr - emsig hinter den Kulissen: in der Lokomotivwerkstatt der Parkbahn auf an der Lenbachstraße. Der hauptamtliche Lokführer Hans-Peter Makein ist auch als Werkstattleiter tätig, ergänzt durch eine Reihe weiterer Lokführer, die in Teilzeit arbeiten. Bei der Killesbergbahn gilt, was einst nur bei ländlichen Lokalbahnen guter Brauch und Sitte war: Wer fährt, schraubt auch. Im Klartext, zur Arbeit des Maschinisten gehört auch die ständige Wartung und regelmäßige Reparatur der kräftig beanspruchten Fahrzeuge. Das hat den Vorteil, dass die Lokführer ihren Fahrpark sehr pfleglich behandeln und ein gutes Gespür für „Wehwehchen“ entwickeln, die sich während der Fahrt allmählich ankündigen können. Für umfangreiche Arbeiten steht die Hauptwerkstatt der SSB in Stuttgart-Möhringen zur Verfügung.

 

Der Lokführer ist übrigens in Personalunion Maschinist und Heizer gleichzeitig, während hinten auf jedem Zug ein Schaffner mitfährt. Als dritten Mann – oder Frau – gibt es einen Fahrkartenverkäufer, der im Verkaufshäuschen am Parkbahnhof amtiert. Bei starkem Andrang an Wochenenden werden zwei Züge eingesetzt. Die Fahrsaison geht jeweils von Ostern bis in den Spätherbst, abhängig von der Witterung.

 

Werktags und bei weniger günstigem Wetter wird mit Diesel gefahren, sonn- und feiertags und bei trockenem Wetter mit Dampf. Wenn es stark regnet, findet mangels Publikum gar kein Betrieb statt, außerdem werden dann die Schienen rutschig. Für die Killesbergbahn stellt die SSB einen eigenen Betriebsleiter, denn gesetzlich unterliegt die Liliputbahn als Vergnügungsbahn dem Landesseilbahngesetz. Die Zahl der Fahrgäste auf dem Killesberg ist stark vom Wetter und fallweisen Sonderveranstaltungen abhängig, deshalb schwankt sie zwischen etwa 90 000 bis 120 000 Personen pro Jahr.

 

Liliputbahnen – Erfindung in wirtschaftlicher Not
 

Ein unverzichtbarer Bestandteil aller Großausstellungen und Leistungsschauen seit den 1920er Jahren waren Austellungsbähnlein in Miniaturform, gerade noch groß genug, um Fahrgäste befördern zu können. Die Münchner Lokomotivfabrik Krauss-Maffei hatte diese so genannten Liliputbahnen in der Notzeit nach dem Ersten Weltkrieg entwickelt, um an Kleinaufträge zu kommen und für das Verkehrsmittel Eisenbahn auf sympathische Art zu werben. Solche Bahnen dienten dem Vergnügen der Ausstellungsbesucher. An ihnen wurden aber auch damalige technische Neuerungen des Eisenbahnwesens für jedermann sichtbar demonstriert, wie automatische Kupplungen, elektrische Beleuchtung oder elektrische Stellwerkstechnik für Weichen und Signale. Die Liliputbahnen waren also zu ihrer Zeit als Vorzeigestück technisch oft bewusst moderner als die „echte“ Eisenbahn.
 

Diese Bahnen wurden jeweils nur für die Dauer der Ausstellungen oder Gartenschauen aufgebaut, also für ein Sommerhalbjahr. Ein Leipziger Baumaschinenhändler spezialisierte sich darauf, die Bahnanlagen und Fahrzeuge an die jeweiligen Veranstalter zu vermieten. So war es auch in Stuttgart. Die Lokomotiven der Type, wie sie in Stuttgart und bei den anderen Bahnen vorhanden sind, wurden in Deutschland entwickelt und gebaut. Sie fuhren auf Ausstellungsbahnen in München und Dresden, Berlin und Essen, Köln und Düsseldorf, Rotterdam und Antwerpen, Cork, Toulouse und eben Sevilla. Angesichts der ursprünglich gleichartigen Bahnen in Leipzig, Dresden, Wien, England und Spanien offenbart sich der Rang als hochwertiges technisches Kulturgut aus den „Goldenen Zwanzigerjahren“. Selbst nach Indien ging schon 1950 eine Liliputlok, die in München gleichzeitig mit den Stuttgarter Maschinen entstand.

 

Die Killesbergbahn ist die älteste der in Deutschland existierenden Liliputbahnen, denn die Betriebe in der vormaligen DDR wurden nach dem Krieg als so genannte Pioniereisenbahnen angelegt. Bei ihnen ging es um die frühzeitige Erziehung Jugendlicher zu Eisenbahnern. Demgegenüber ist die Killesbergbahn schon immer eine echte Vergnügungsbahn.

 

Die noch gelegentlich zu hörende Bezeichnung Kleinbahn für die Killesberg-Parkbahn ist missverständlich, denn die Bezeichnung ‚Kleinbahn‘ steht im Verkehrswesen als spezieller, technisch-juristischer Fachbegriff für die einstigen lokalen öffentlichen Eisenbahnen in Preußen, die nicht in den allgemeinen Personentarif einbezogen waren.

 

Außer den zwei weiteren Liliputbahnen in Deutschland existiert eine im Wiener Prater und drei in England, zwei gab es in den USA. Die populärste von allen ist die Romney, Hythe and Dymchurch Railway an Englands Südostküste. Sie dient nicht nur als Touristenattraktion, sondern auch als reguläres Transportmittel für Berufspendler und Schüler. Man stelle sich vor: Mit der Killesbergbahn in die Schule ... Das Stichwort England erklärt auch die auf den ersten Blick eigenartige Spurweite der Killesbergbahn: Das „krumme“ Maß von 381 Millimetern sind genau 15 britische Zoll. Denn auf dieser Spur tuckerten schon seit den 1870er Jahren britische Adlige auf privaten Schmalspurbähnchen rein zur persönlichen Freude über ihre Landsitze, angefangen mit dem berühmten Sir Arthur Heywood – ein liebenswerter englischer „Spleen“.

 

Schon einmal knapp gerettet – 25 Jahre Förderverein

 

Sogar die beliebte Killesbergbahn stand einmal beinahe auf der Kippe. Nach dem Ende der Internationalen Gartenbauausstellung 1993, zu dem nochmals kräftig in die Bahn investiert worden war, wollte niemand mehr für den Weiterbetrieb aufkommen. Für die Dampfloks standen bereits Kaufinteressenten aus Großbritannien vor der Tür. Spontan gründete sich der Förderverein für die Killesbergbahn. Er erreichte, dass Fördermittel flossen und die Denkmalbehörde 1995 die Bahn unter Schutz stellte. Seinen bisher größten Erfolg erzielte der Verein, indem er 2014 aus Spanien eine dritte Dampflok der deutschen Type von 1929 auf den Killesberg holen konnte. Das bedeutet eine spürbare Entlastung für die Werkstatt, weil die Hauptrevisionen an den Dampfloks nun nicht mehr über den Winter unter großem Zeitdruck laufen müssen.

 

Mit dem Umzug der Landesmesse 2007 vom Killesberg auf die Fildern drohte die Killesbergbahn rechtlich erneut herrenlos zu werden und ging in die Obhut des städtischen Garten-, Friedhofs- und Forstamtes über, das sich sehr für das Kulturgut auf Schienen einsetzte. Nachdem die SSB seit 2004 für ihre Heslacher Schienenseilbahn verstärkt touristisch werben und 2009 das Straßenbahnmuseum Stuttgart eröffnet haben, beschloss der Gemeinderat 2010, dass die SSB als das zuverlässige Schienenverkehrsunternehmen der Landeshauptstadt auch die Schmalspurbahn auf dem Killesberg unter ihre Fittiche nehmen solle, was ab 2011 geschah.

 

Stuttgarts Schwarzer Mann hat den Tazzelwurm im Griff
 

Dass sie einmal Dampflokomotiven betreuen müssten, hätte man sich bei der SSB wohl nicht gedacht. Doch seit 2011 ist der kommunale Verkehrsbetrieb auch für die Killesbergbahn zuständig. Der Fahrzeugbestand besteht aus drei Dampfloks mit Schlepptender, von denen jede vier Meter, als feste Einheit mit dem Kohlentender insgesamt acht Meter lang ist. Eine Lok wiegt sechs Tonnen, der Tender mit dem Vorrat an Kohle und Wasser nochmals zwei Tonnen. Eine Lok leistet etwa bis zu 40 Kilowatt. Zum Bestand gehören 14 offene vierachsige Personenwagen mit Stoffdach, in denen je 16 Fahrgäste Platz finden. Weiter sind zwei Dieselloks vorhanden. Planmäßig werden pro Zug fünf Wagen befördert, somit bis zu 80 Fahrgäste.

 

Durch den ständigen Wechsel von starker Steigung und großem Gefälle und dem bis zu 10 Tonnen schweren Zug, in dem knapp 80 Fahrgäste Platz finden, sind die Zuglokomotiven stets stark gefordert. „Das ist kein Spielzeug, das ist echter Maschinenbau“, sagt Thomas Moser, Vorstandssprecher der SSB, der selbst gelernter Eisenbahner ist und die Lokführerprüfung auf Dampfloks absolviert hat. Immerhin muss jede Lok, die auf dem Killesberg fährt, pro Jahr etwa 1100 Kilometer zurücklegen, so dass jede der beiden bisherigen Kandidatinnen seit 1950 rund 70.000 Kilometer auf der anspruchsvollen Strecke abgespult hat.

 

Wie bei Dampflokomotiven üblich, geht das Anheizen nicht auf Knopfdruck. Vielmehr muss der Lokführer, wenn er sonntagvormittags gegen 10.30 Uhr mit seiner Maschine abfahrbereit am Bahnsteig stehen möchte, sich etwa vier Stunden vorher einfinden, um Feuer zu machen und sein eisernes Rösslein vorzubereiten, denn rund 800 Liter Wasser als Kesselinhalt, also fast eine Tonne, wollen erst einmal erhitzt sein. Zwar ginge das theoretisch auch schneller, doch das schadet dem Kessel. Sonntagabends wiederum ist der Dienst nach dem Einrücken noch nicht zu Ende, denn dann muss die Lok entfeuert und geputzt, der Kessel gereinigt und die ganze Maschine sorgfältig durchgesehen werden.

 

Auch der Wagenpark braucht regelmäßig Pflege und Wartung: Neben der allgemeinen Reinigung müssen immer wieder die Bremsen nachgestellt werden, da sie auf der Steilrampe stark beansprucht werden.

 

Lokführer gesucht!

 

Nicht nur die Arbeit in der Werkstatt erfordert viel Erfahrung und körperlichen Einsatz, auch das Bedienen der heißen Lok besonders bei Sommerhitze. In die Sauna gehen muss der „schwarze Mann“ auf der Lok nach solchen Tagen jedenfalls nicht mehr, vielmehr braucht er dann ein gründliches Vollbad. Aber er weiß, was er geleistet hat. Lokführer und Schaffner für die Killesbergbahn als Teilzeitkräfte werden übrigens gesucht. Technische Ausbildung oder Erfahrung ist für die Tätigkeit als Maschinist von Vorteil.

 

Sonderfahrten – der ganz persönliche Zug


Neben den regulären Fahrten bietet die Killesbergbahn auch die Möglichkeit, ab einer Gruppengrößer von 50 Personen einen Zug zu chartern. Dabei kann der Besteller den Fahrplan selbst bestimmen (sofern mit den regulären Fahrten vereinbar). Egal ob Firmenausflug, Geburtstag oder Hochzeit – die Fahrt mit der kleinen Bahn ist in jedem Fall ein ganz besonderes Erlebnis. Ein Zug bietet Platz für 80 Fahrgäste und kann wahlweise von einer der Dampf- oder Diesellokomotiven bespannt werden.

Für eine Rundfahrt (ein bis zwei Runden) gelten folgende Tarife:

Dieselzug: 150 Euro
Dampfzug: 250 Euro (an Wochenenden und Feiertagen nach dem regulären Fahrbetrieb, unter der Woche auf Anfrage)
 

Kontakt Killesbergbahn:           Telefon 0711 7885-777
                                                                                                                                                          info@killesbergbahn.de
 

Die Sonderveranstaltungen sind möglich dank Hilfe des Vereines

Freunde und Förderer der Killesbergbahn e. V.

verein@killesberg-kleinbahn.de

 

Termine 2019 für die Freunde der Killesbergbahn:

 

6. + 7. Juli: Dampflokfest mit bis zu drei Lokomotiven. Dampftraktoren und Dampfmodelle, Dampfkarussel und Dampforgel
 

7. September: Werkstatthockete + Tag der offenen Tür (Parkeingang am Lokschuppen: Lenbachstraße/Ecke Fleckenweinberg)

Mo, 3. Oktober:         Letzte Fahrt der Saison mit Dampf

Mo, 31. Oktober:   Laternenfahrt. Anmeldung ab 15. September möglich und zwingend nötig. Abendfahrten durch den Park, Unterwegsaufenthalt mit Bewirtung
 

3. November: Saisonende - Letzter Fahrtag (Diesel)

 

Killesbergbahn Stuttgart

Personenbefördernde Parkeisenbahn im Höhenpark Killesberg, S-Nord

 

Strecke            Streckenlänge 2,1 km | Fahrtdauer ca. 12 Minuten

Betrieb            Anfang April (Karfreitag) – Anfang November

Abfahrten
Montag – Freitag 14.00 - 17.30 Uhr alle 30 Minuten.
Mittwoch sowie Pfingst-/Sommerferien täglich ab 10 Uhr.
Samstag/Sonntag 10.30 – 17.30 Uhr. Nach Bedarf jeweils öfter.

Betrieb samstags, sonn- und feiertags ab Nachmittag mit Dampflok, sonst mit Diesel. Bei schlechtem Wetter kein Betrieb.

Fahrkarten am Parkbahnhof (Eingänge Am Kochenhof/Stresemannstraße). Besonderer Tarif. Zehnerkarten, Ermäßigungen, Jahreskarten.???
 
Anfahrt
Stadtbahnlinie U 5, Buslinien 43 und 44, jeweils bis Killesberg.
Schöner Rückweg durch den Leibfriedschen Garten (Straßburger Weg) bis U-Haltestelle Löwentorbrücke (Stadtbahn U 6, U 7, U 15)

 

Zugänge zum Parkbahnhof (von den Haltestellen Stadtbahn/Bus aus) sind barrierefrei. 1 Wagen der Killesbergbahn ist für Rollstuhltransport eingerichtet. Örtliche Hilfestellung ist gewährleistet.

 

Mitarbeiter auf Teilzeitbasis werden gesucht (Fahrdienst, Fahrkartenverkauf und Zugbegleitdienst)

 

Betreiber               Stuttgarter Straßenbahnen AG(SSB)

Information             www.killesbergbahn.de
                                 SSB-Infotelefon: 0711 / 78 85-77 71
                                 Sonderzüge: 0711 / 2 57 39 62 (Werkstatt)

 

Killesbergbahn | Fakten

 

Allgemeines

Gattung                 Parkeisenbahn (keine ‚Kleinbahn‘)

Rechtlich               Vergnügungsbahn (Landesseilbahngesetz)
Aufsicht                Regierungspräsidium Stuttgart

Eigentümer              Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB)

Mitarbeiter        1 hauptamtlicher Lokführer und Werkstattkraft
                                 3 Lokführer in Teilzeit (mit Werkstattarbeit)

                                 1 Betriebsleiter
                                 div. Schaffner/Zugbegleiter

 

Saison                      Karfreitag – Anfang November

Betrieb                    

Montag - Samstag mit Diesellok, sonn- und feiertags nachmittags bei gutem Wetter mit Dampflok. Kein Bahnverkehr bei Regen.
Fahrbetrieb täglich ab 14 Uhr, Pfingst-/Sommerferien ab 10.30 Uhr

 

Strecke

Länge                       2,1 km (mit Nebengleisen = 2,293 km)

Spurweite               381 Millimeter (15 Zoll)
Größte Neigung Steigung 1:23 (4,34 %)

Gefälle 1:17,3   (5,78 %)

Weichen                 9 

 

Fahrzeuge

2 Dampfloks, Baujahr 1950, ‚Tazzelwurm‘ und ‚Springerle‘ (7,5 t)
1 Dampflok, Baujahr 1928, ‚Santa Maria‘ (7,5 t)
1 Diesellok, Baujahr 1950, ‚Blitzschwoab‘
1 Diesellok, Baujahr 1992, ‚Schwoabapfeil‘
14 Personenwagen, Baujahr 1939
(2 Züge zu je 5 Wagen, außerdem 4 Wagen als Reserve)

 

Sonstiges              

Zulässige Geschwindigkeit 15 km/h

Fahrgäste jährlich ca. 90 000 – 120 000

 

Geschichte

Eröffnung               1939 Reichsgartenschau Stuttgart

Wiedereröffnung 1947 Ausstellungsgesellschaft Stuttgart

Zwei neue Loks 1950 Bundesgartenschau Stuttgart
Förderverein       1993 gegründet
Betreiber               seit 2011 SSB AG

Dritte Dampflok seit 2016

 

Bahnhofslage       Stresemannstraße, S-Nord,
                                 auf Höhe Bushalt Oskar-Schlemmer-Straße
Auskunft                www.ssb-ag.de/erleben/killesbergbahn/