Die Stuttgarter Straßenbahnen schließen das Jahr 2023 mit einem Ergebnis in Höhe von -37,7 Millionen Euro ab. Gegenüber dem Wirtschaftsplan für das Jahr in Höhe von -74,1 Millionen Euro stellt dies eine Verbesserung um 36,4 Millionen Euro und damit fast eine Halbierung des ursprünglich geplanten Ergebnisses dar. Die Erträge waren geprägt von der Einführung des JugendTicket BW zum 1. März 2023, des DeutschlandTickets zum 1. Mai 2023 und den nach der Pandemiezeit wieder ansteigenden Fahrgastzahlen. Während 2022 noch 138,1 Millionen Fahrgäste mit den Bussen und Bahnen der SSB unterwegs waren, konnten 2023 13,9 Millionen mehr und damit 152 Millionen Fahrgäste befördert werden. Dies entspricht ca. 10,1 Prozent. Die Anzahl der Abonnenten konnte 2023 um knapp 100 Tausend auf 273,8 Tausend gesteigert werden.
Die SSB hat auch im letzten Jahr weiter in die Verkehrswende investiert und dafür 151,2 Millionen Euro in Gleisanlagen, neue Fahrzeuge und Betriebs- und Geschäftsausstattung ausgegeben. Besonders hervorzuheben ist hierbei die erste Anzahlung in Höhe von 68,1 Millionen Euro für die neue Stadtbahngeneration DT8.16. Für die Umsetzung dieser Investitionen hat die SSB, Zuschüsse in Höhe 39 Millionen Euro erhalten und aus den abgeschlosseen Darlehensverträgen 118,1 Millionen Euro abgerufen. Die Finanzierungssituation des Nahverkehrs unterliegt auf der einen Seite immer noch der Unsicherheit aus der Finanzierung des Deutschlandtickets und hat sich auf der anderen Seite durch das Bekenntnis der Landeshauptstadt zu seinem Unternehmen erheblich verbessert. „Ich bedanke mich ausdrücklich bei der Landeshauptstadt für die Bereitstellung des Verlustausgleichs im städtischen Haushalt ab 2024. Die finanzelle Zukunft der SSB steht damit auf einem soliden Fundament und ist gesichert. Es ist unser Ansporn so sparsam wie möglich damit umzugehen und den städtischen Haushalt zu entlasten“, sagt der Kaufmännische Vorstand Mario Laube. „Die Umstellung der SSB-Busflotte und der begleitenden Infrastruktur auf emissionsfreie Technologien stellt eine ganz besonders große technische und finanzielle Herausforderung dar“ sagt der Aufsichtsratsvorsitzende der SSB Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper.
Ausbau
Der Aufsichtsrat informierte sich zum Stand des vierten Stadtbahnbetriebshofes in Weilimdorf und die Verlängerung der U13 Richtung Ditzingen Am 4. Juni 2024 begann die öffentliche Auslegung der Planfeststellungsunterlagen für dieses Projekt. Damit steht ein wichtiges Datum für die zeitliche Prognose der Vorhaben fest, die sich auch in der Planfeststellungsvorbereitung weiter konkretisiert hat. Der Zeitplan ist geprägt von Faktoren aus dem Flächenerwerb, den anstehenden Vergabeprozessen und notwendigen vorbereitenden Artenschutzmaßnahmen, die wiederum von Vegetationsperioden abhängig sind. Sofern der Planfeststellungsbeschluss bis zum Dezember 2025 vorliegt, ist ein Baubeginn im Frühjahr 2027 vorgesehen. Wann der Planfeststellungsbeschluss tatsächlich erfolgen kann, hängt jedoch an einer Reihe von externen Faktoren, die die Prozessbeteiligten nicht beeinflussen können. Für den Bau des Stadtbahnbetriebshofes und der U13-Strecke bis S-Hausen wird mit einer Bauzeit von rund drei Jahren gerechnet. Die Fertigstellung des Abschnittes bis Ditzingen-Hülben soll ein Jahr später erfolgen. „Mit der Einreichung der Planfeststellungsunterlagen haben wir gleichzeitig eine erste belastbare Planungsgrundlage für die nächsten notwendigen Schritte erarbeitet“, sagt der Technische Vorstand Thomas Moser.
Fahrplanwechsel 2024/2025
Am 15. Dezember 2024 ist Fahrplanwechsel. Den für diesen Zeitpunkt geplanten Änderungen im Angebot der SSB stimmte der Aufsichtsrat zu. Die Zahnradbahn fährt künftig zwei Stunden länger. Der Zackebus nimmt seinen Dienst entsprechend zwei Stunden später auf. Diese Angebotserweiterung wird zwei Jahre lang so erprobt. Das Konzept geht auf einen Beschluss des Stuttgarter Gemeinderates zurück.
Als Anpassung an die veränderte Nachfrage fährt die SSB seit Sommer 2023 an Samstagen die Kurse der U6 und U7 bis Betriebsschluss als doppelt lange Züge. Dieses Angebot wird ab dem Fahrplanwechsel auch auf die Freitage ausgedehnt. Auch zu diesen Zeiten besteht eine entsprechende Nachfrage. An allen anderen Abenden wird weiterhin von doppelten auf normal lange Züge umgestellt.
Der Takt der Linie 91 im Bereich Feuerbach -Büsnau wird während der Hauptverkehrszeit von 30 auf 20 Minuten verdichtet. Dadurch bedient die Linie 91 in dieser Zeit die Strecke zwischen Sindelfingen Pfarrwiesengymnasium und Büsnau nicht. Um das zu ersetzen wird der Takt der Linien 84 von 60 auf 30 Minuten verdichtet. Die Linien 84 und 92 werden künftig nicht mehr an der Haltestelle Büsnauer Platz halten, da diese mit den dort enden Linien 81 und 91 ausgelastet ist. Diese Änderungen gehen auf den Nahverkehrsplan der Stadt Stuttgart zurück.
Der Takt der Linien 45 wird verdichtet. Sie fährt auf dem Abschnitt Bad Cannstatt Bahnhof-Mercedes Benz Welt montags bis freitags bis 21 Uhr im 10-Minuten-Takt, bis 23 Uhr alle 15 Minuten, an Samstagen besteht von 10 bis 20.30 Uhr ein 10-Minuten Takt, sonntags fährt die Line 45 zwischen 9 und 23 Uhr alle 15 Minuten. Dadurch soll kompensiert werden, dass die Linie 56 derzeit nicht über den Neckar gelangt. Anstatt über die Rosensteinbrücke zu queren, soll die Linie 56 ab vermutlich 2026 mittels einer Rampe die König Karls-Brücke nutzen können.
Im Dezember 2022 startete die SSB den zweijährigen Probebetrieb der Linie 47. Ziel war, die Linie 40 zwischen Innenstadt und Stuttgart Ost zu entlasten und zusätzlich neue Verbindungen zu schaffen. Das Angebot hat sich positiv entwickelt und zusätzliche Fahrgäste angesprochen. Das Angebot wird in den Regelbetrieb übernommen. Ebenfalls seit Dezember 2022 betreibt die SSB die Linie 98 innerhalb Stammheims zur Probe. Die Erprobungsphase soll um ein weiteres Jahr verlängert und das Betriebskonzept in Absprache mit dem Bezirksbeirat Stammheim und dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik (STA) unverändert weitergeführt werden.
Im Dezember 2024 startet der Probebetrieb für eine lokale Buslinie in Münster mit drei Fahrtenpaaren an drei Wochentagen. Die Betriebskosten für zunächst zwei Jahre stammen aus dem städtischen Haushalt.
Um die Qualität und Verlässlichkeit der Nachtbusse zu verbessern, werden die Umlaufzeiten der Kurse angepasst. Das hat Auswirkungen auf die Abfahrtszeiten: Zukünftig fahren die Nachtbusse an den Wochenenden um 1.20 Uhr, 2 Uhr, 2.35 Uhr, 3.15 Uhr und 3.50 Uhr ab.
Die Schnellbuslinien X2, X4 und X7 sollen weitere drei Jahre fahren. Das Land Baden-Württemberg und die Landkreise ermöglichen die Finanzierung.
Noch im Jahr 2024 beginnt die SSB mit einer Tagesbedienung durch das Flex-Angebot in vier aneinandergrenzenden südlichen Stadtbezirken Stuttgarts (Süd, Vaihingen, Möhringen und Degerloch). Vier Flex-Fahrzeuge werden zwischen 8 und 18 Uhr unterwegs sein. Der zweijährige Probebetrieb wird durch die Stadt Stuttgart finanziert.
Mobilitätsbefragung
Seit 2017 führen die Stadt Stuttgart und die SSB gemeinsam eine Mobilitätsbefragung durch. Der Aufsichtsrat der SSB nahm die Erkenntnisse des Jahres 2023 auf. Demnach erwarten die Stuttgarterinnen und Stuttgarter, dass der Anteil von Fahrrad, Fußweg und ÖPNV am Verkehr steigen wird. Die Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit dem ÖPNV steigt seit 2028 kontinuierlich, und hat auch 2023 einen neuen Höchstwert erreicht. Der ÖPNV der SSB wird dabei regelmäßig besser bewertet als der ÖPNV in Stuttgart allgemein. Das Image der SSB erhält gute Noten, noch besser bewerten die Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer jedoch das reale Erlebnis SSB. Die Stuttgarterinnen und Stuttgarter laufen und radeln nach der Pandemie mehr als zuvor, das Auto hat den niedrigsten Anteil am Modal Split seit Umfragebeginn, und der ÖPNV hat nach der Pandemie wieder deutlich zugelegt. Die Umfrage spricht von „new normal“: Mobilitätsgewohnheiten aus der Pandemie festigen sich auch in der Zeit danach.
Ausbildungswerkstatt
Die SSB vergrößert und modernisiert ihre Ausbildungswerkstatt, gleichzeitig werden die Werkstätten für alle technischen Berufe zusammengelegt. Dies geht einher mit strategischer Aufwertung und zukunftsgerechtem Ausbau der SSB-Ausbildung.
Die Neuorganisation soll ab 2025 zunächst in angemieteten Räumen beginnen, bis 2028 soll ein Ausbildungskomplex in SSB-eigenen Gebäuden entstehen. „Wir bilden heute unsere Leistunsträgerinnen und Leistungsträger von morgen aus, und das sollten wir in und mit den Standards von heute, noch besser mit denen von morgen, tun“, sagt die Personalvorständin Annette Schwarz.