Jetzt ist die Sammlung wieder komplett. Unter den über zweihundert Schienenfahrzeugen der SSB gibt es nämlich solche, die nicht nur eine Nummer tragen, sondern auch auf Namen hören. Genauer gesagt vierzig Stück. Und der Primus darunter war der Triebwagen der Stuttgarter Zahnradbahn, der den schönen Namen ‚Heslach‘ trug. Die Zahnradbahn hat aber seit vergangenem Jahr einen neuen Fahrzeugpark bekommen – und seither steht der alte Wagen ‚Heslach‘ auf dem Abstellgleis, eingemottet, den Blicken entzogen, und wird nicht mehr fahren. Heidenei, haben sich die Heslacher gedacht.
Ha no, hat man auch bei der SSB gesagt: Die Heslacher ohne das auf Schienen fahrende, rollende ‚Heslach‘, das geht doch nicht. Und so war es jetzt soweit, am [vergangenen] Mittwoch (3. April): Seitdem ist er unterwegs – der nigelnagelneue Stadtbahnwagen 3619, gewappnet mit dem Stuttgarter Rößle und natürlich dem stolzen Schriftzug ‚Heslach‘ darunter, den er von seinem Vorgänger geerbt hat. Damit ist die Zahl der vierzig Wagen, die mit einem Stadtwappen – oder sonst einem Symbol auf der Flanke – im Stuttgarter Netz unterwegs sind, wieder vollständig.
Der würdige Akt der Namensgebung für den Zug 3619 spielte sich selbstverständlich auf waschechtem Heslacher Boden ab, stilecht in der Heslacher Wagenhalle der SSB. Und weil direkt daneben das Heidenklingenbächle plätschert, mangelte es auch nicht am passenden Taufwasser. Das wurde reichlich gegen den knallgelben Taufkandidat vergossen, von den gut aufgelegten Festrednern. Thomas Moser, Vorstandssprecher der SSB, erinnerte daran, wie wichtig die Verbundenheit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt ist: „Bei aller modernen Technik: Es sind doch auch – oder vor allem – Empfindungen und Gefühle sind, die Menschen dazu bewegen, in die Stadtbahn zu steigen.“
Reinhard Otter vom Bezirksbeirat Stuttgart Süd verwies darauf, dass die Namensgebung von SSB-Fahrzeugen sozusagen in Heslach „erfunden“ worden sei: „Eine der schönen Gelegenheiten, wo ein Bezirksbeirat Impulse geben kann.“ Dem damaligen Beispiel von der Zahnradbahn von anno 1982, die Wagen mit Namen zu versehen, sei die SSB bei der späteren Eröffnung neuer Strecken oder neuer Fahrzeugserien nämlich gerne weiterhin gefolgt, bis heute. Hoch aktuell seien die Aktivitäten der SSB für ein noch besseres Angebot im Nahverkehr, sei es der Ausbau für längere Zugeinheiten oder die verlängerte Betriebszeit für die Zahnradbahn: „Wir in Heslach können erfreut zusehen, wie die SSB an der Verkehrswende arbeitet.“ Nicht zuletzt bilde die SSB am Standort Heslach auch einen bedeutsamen Arbeitgeber als Stützpunkt für über 200 Fahrerinnen und Fahrer und mehrere Dutzend Kolleginnen und Kollegen in der Betriebswerkstatt zur Betreuung und Wartung der Fahrzeuge.
Jure Mikolčić, der Divisionsleiter vom Fahrzeughersteller Stadler in Berlin freute sich über die langjährige Zusammenarbeit: Seit zwölf Jahren baut Stadler die Fahrzeuge für die SSB, inzwischen schon drei Serien mit insgesamt 60 Stück, dazu die drei für die Zahnradbahn. Der Wagen 3619 bildet den Abschluss der jüngsten Serie, er ist erst im letzten Dezember in Stuttgart eingetroffen. Mikolčić erinnerte daran, was die Stadtbahnwagen auf dem steilen Netz der SSB täglich leisten müssen: Etwa 100 000 Kilometer Laufleistung im Jahr, und das auf Steigungen von bis zu achteinhalb Prozent. Dazu leisteten auch die Produkte von Stadler einen immer größeren Beitrag: „Die SSB ist einer unserer wichtigsten Kunden, aber das ist heute meine erste Fahrzeugtaufe, die ich überhaupt erlebe.“
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Sie tauften die neue Stadtbahn: Reinhard Otter, Bezirksvorsteher von Stuttgart Süd, Manuela Falter, Geschäftsleiterin Projects & Governance bei Stadler Deutschland, und Annette Schwarz, Arbeitsvorständin der SSB.