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Im Busnetz der SSB: Neue Generation digitaler Fahrgastinformation

Nutzung ohne eigenes Endgerät möglich – Bushalte Lauchhau und Uni Hohenheim als Pilotstandorte

Der klassische Fahrplanaushang hat auch im digitalen Zeitalter seinen Platz. Doch vor allem im Busverkehr gibt es immer mehr kurzfristige Anpassungen der Fahrpläne. Damit diese trotzdem stets aktuell sind, testet die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) derzeit verschiedene digitale Aushangtafeln im Busnetz.

Fast 700 Bushaltestellen umfasst das Liniennetz der SSB. Jede Haltestelle hat üblicherweise pro Fahrtrichtung einen separaten Halteplatz, sodass über 1300 Haltestellenschilder mit Fahrplanaushängen notwendig sind – mindestens genauso viele Papierbögen. Halten mehrere Linien an einer Haltestelle, vervielfacht sich die Zahl der Aushänge. Zusätzlich kommen Tarifinformationen und Umgebungspläne hinzu, die ebenfalls jährlich zum großen Fahrplanwechsel im Dezember ausgetauscht werden müssen.

Es gibt zudem den Ferienfahrplan im Sommer und vermehrt kurzfristig Änderungen unter dem Jahr, wie Alberto Lion aus der Fahrgastinformation (BVi) der SSB erklärt: „Durch geplante Baustellen, Umleitungen oder Großveranstaltungen, aber auch durch unvorhergesehene Ereignisse wie Wasserrohrbrüche.“ Auch Änderungen im Tarifbereich fallen nicht mehr zwingend mit dem Fahrplanwechsel zusammen, was bedeutet, dass auch diese Angaben während dem laufenden Fahrplanjahr aktualisiert werden müssen.

Für ein Unternehmen wie die SSB bedeutet dies, dass der wiederholte Wechsel der Fahrplanaushänge an den Haltestellen enorme Personalkosten verursacht. Da die meisten Änderungen viele oder alle Haltestellen betreffen, ist es bisher unmöglich, sämtliche bedeutsamen Aushänge innerhalb weniger Tage flächendeckend auszutauschen – insbesondere in einem Verkehrsgebiet, das mit rund 600 Quadratkilometern deutlich größer ist als die Landeshauptstadt Stuttgart selbst. Verständlicherweise ärgern sich Fahrgäste, wenn die neuen Informationen zu früh oder zu spät angebracht werden.

In jedem Fall muss genau festgelegt werden, welche Pläne vor Ort ausgetauscht werden müssen und welche nicht. Dabei kann es vorkommen, dass aus Eile der falsche Plan hängt und später korrigiert werden muss, wenn aufmerksame Fahrgäste den Fehler melden. Wer hingegen digitale Fahrplanmedien nutzt, erhält stets die aktuellsten Daten. Doch nicht jeder Fahrgast hat ein digitales Endgerät dabei oder möchte es nutzen.

Digital statt Papier
Die SSB geht nun neue Wege in der Fahrgastinformation vor Ort: Anstelle von Papierfahrplänen gibt es die gleiche Darstellung auf kleinen Bildschirmen. Diese Mini-Displays sind mit dem Datennetzwerk der SSB verbunden und können bei Bedarf laufend aktualisiert werden. Vier Funktionen stehen über Metalltasten zur Auswahl: „Abfahrten“, „Aushangfahrplan“, „Tarifinfo“ und „Umgebungsplan“. Der Aushangfahrplan zeigt die planmäßigen Abfahrtszeiten, während die Funktion „Abfahrten“ Echtzeitdaten anzeigt – zum Beispiel die verbleibende Zeit bis zur nächsten Abfahrt.

Die Bildschirme mit ihrer papierähnlichen Darstellung (e-paper) bieten durch hohen Kontrast und integrierte Beleuchtung eine optimale Lesbarkeit bei allen Lichtverhältnissen. Dank der Solarstromversorgung sind die Geräte besonders energieeffizient und umweltfreundlich. Sie minimieren den Batterieverbrauch und ermöglichen den Betrieb an abgelegenen Haltestellen ohne ständige Wartung.

Der digitale Inhalt ist genauso übersichtlich wie der Papierfahrplan, aber flexibel: Fahrgäste können zusätzliche Informationen wie Tarifdetails, Umgebungspläne oder Werbung abrufen. Die Bedienung erfolgt intuitiv über robuste Druckknöpfe am Metallrahmen des Displays, sodass jede Funktion klar zugänglich ist.

„Unser Ziel ist es, unseren Fahrgästen immer die aktuellsten Fahrplaninformationen bereitzustellen“, erklärt Alberto Lion. „Doch alle Aushänge manuell und zeitgerecht zu wechseln, wird immer aufwendiger. Unsere Kollegen müssen dafür 1200 Linienkilometer abfahren.“ Daher testet die SSB seit Frühjahr 2024 digitale Haltestellendisplays von Herstellern aus Schweden und England. Zwei Pilotstandorte in Stuttgart – Lauchhau in Vaihingen und Universität Hohenheim in Plieningen – dienen aktuell als Testumgebung. Erste Rückmeldungen von Testpersonen wurden bereits ausgewertet und fließen in die Weiterentwicklung ein.

Bildzeile: Alberto Lion von der Fahrgastinformation der SSB am Pilotgerät an der Haltestelle Universität Hohenheim.