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Offizieller Spatenstich für die S-Bahn nach Neuhausen auf den Fildern ist erfolgt – Land, Region und Kommunen sprechen von großem Schritt für den ÖPNV auf den Fildern

Ab sofort ist es nicht mehr zu übersehen: Der Bau der S-Bahn-Verlängerung von Filderstadt nach Neuhausen auf den Fildern, eine Strecke von insgesamt fast vier Kilometern Länge, hat begonnen. Heute fand der offizielle Spatenstich an der Gemarkungsgrenze der zwei Kommunen statt. Projektpartner für die S-Bahn-Verlängerung nach Neuhausen sind der Verband Region Stuttgart, die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), die Stadt Filderstadt, die Gemeinde Neuhausen a.d.F. und der Landkreis Esslingen. Im Auftrag des Verbands Region Stuttgart, der für die S-Bahnverkehre in der Region zuständig ist, realisiert die SSB die Strecke und fungiert als Vorhabensträger. Den Bau der Ingenieurbauwerke, Verkehrsanlagen und die im Vorfeld erforderlichen Leitungsverlegungen führt das Unternehmen Leonhard Weiss Gmbh & Co. KG durch.

Verkehrsminister Winfried Hermann freute sich, dass nach zehn Jahren Vorlauf endlich ein großer Schritt für den ÖPNV auf den Fildern getan wird. „Die S-Bahn ist in der Region Stuttgart das Rückgrat des öffentlichen Personennahverkehrs. Damit die Verkehrswende hin zu einer klimaschonenden Mobilität gelingt, muss das S-Bahn-Netz ausgebaut werden“, stellte er klar. Die Verlängerung der S-Bahn auf den Fildern trägt aus seiner Sicht dazu bei, mehr Menschen zum Umsteigen vom Auto auf die Bahn zu bewegen. Hermann forderte, dass der Ausbau der Strecke nun zügig umgesetzt werde.

Thomas S. Bopp, Verbandsvorsitzender des Verbands Region Stuttgart, begrüßte sehr, dass es nun endlich mit dem Bau losgeht. „Die von der Regionalversammlung schon vor vielen Jahren beschlossene Verlängerung der S-Bahn von Filderstadt nach Neuhausen ist eine der wichtigsten Ergänzungen des S-Bahn-Systems“, so Bopp. „Mit ihr werden viele zusätzliche Fahrgäste erreicht. Diese sind dann im Viertelstundentakt ins S-Bahnnetz und an die neue Mobilitätsdrehscheibe angebunden, von wo aus alle Destinationen leicht und schnell erreichbar sind.“  Bopp dankte auch den anderen Projektpartnern, dem Landkreis und den Kommunen, die mit ihrem finanziellen Beitrag ein Bekenntnis für einen besseren ÖPNV auf den Fildern leisteten.

Für die planmäßige und zuverlässige Umsetzung ist die Stuttgarter Straßenbahnen AG zuständig – eine ungewöhnliche Herausforderung für das Unternehmen. Dass die SSB eine S-Bahn-Strecke baut, hat unter anderem seinen Grund darin, dass die Verlängerung der Stadtbahn U6 zum Fasanenhof und zum Flughafen sowie die S-Bahn-Verlängerung nach Neuhausen Bestandteil eines gemeinsamen Förderprojektes im Bundesprogramm des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) sind. Die beiden Maßnahmen wurden als gemeinsame Maßnahme in einer Nutzen-Kosten-Untersuchung, der sogenannten „Standardisierten Bewertung“, bewertet und erreichten dabei zusammen den erforderlichen, förderfähigen Nutzen-Kosten-Indikator. SSB-Vorstandssprecher Thomas Moser versprach, dass die SSB das in sie gesetzte Vertrauen rechtfertigen und ein zuverlässiger, gewissenhafter Projektträger sein werde. „Die SSB wird alles in ihrer Macht Stehende dafür tun, dass die neue S-Bahnstrecke pünktlich in Betrieb gehen kann“, betonte Moser. Ohne Beeinträchtigungen wie Lärm, Schmutz, Umleitungen, werde es nicht gehen, räumte Moser ein. Er versicherte aber: „Wir werden darauf achten, die Belastung so gering wie möglich zu halten und die Betroffenen rechtzeitig zu informieren.“

Landrat Heinz Eininger lobte die neue Verkehrsanbindung im Landkreis Esslingen: „Die S-Bahnverlängerung steigert die Attraktivität der Verkehrsdrehscheibe auf den Fildern. Der staugeplagte Filderraum kann dadurch erheblich entlastet werden“, sagte Eininger. Mit der Verlängerung der S-Bahn bis Neuhausen würden sich darüber hinaus für den gesamten Landkreis neue Perspektiven ergeben.  

Besondere Vorfreude herrscht in der Gemeinde Neuhausen, deren Bürger dank des neuen S-Bahn-Halts eine direkte Anbindung an den künftigen Fernbahnhof und an den Stuttgarter Hauptbahnhof erhalten. Für die S-Bahn-Verlängerung nach Neuhausen a. d. F. ist vorgesehen, alle heute in Filderstadt-Bernhausen endenden Züge künftig bis nach Neuhausen zu führen. Die Züge verkehren dementsprechend von ca. 5 Uhr bis ca. 1 Uhr in der Regel im 30-Minuten-Grundtakt. Während des Tages soll die Zugfolge auf einen 15-Minuten-Takt verdichtet werden. In einigen Nächten wird ein zusätzlicher Nachtverkehr in der Regel im Stundentakt angeboten. Die Gemeinde Neuhausen hat kürzlich mit einem kleinen Spatenstich die Bauarbeiten für den S-Bahnhof in Neuhausen gefeiert. „Der Ausbau des ÖPNV wird für uns in der Metropolregion Stuttgart immer wichtiger“, sagte Neuhausens Bürgermeister Ingo Hacker, dessen Kommune ihre Planungen an einem eigenen Stand vorstellte. Immer mehr Menschen wohnten und arbeiteten in der Filderregion und „jede und jeder von uns möchte so bequem, verlässlich, ressourcen- und umweltschonend wie möglich unterwegs sein“, so Hacker. Die Antwort auf überfüllte Straßen und Staus sei der Schienenverkehr. Er freue sich sehr, dass seine Gemeinde in Kürze wieder an das Schienennetz angebunden sein werde.

Neuhausen wird die neue Endhaltestelle auch städtebaulich nutzen. Geplant ist ein attraktiver Vorplatz, eine Pergolakonstruktion über dem gesamten kombinierten Bahn- und Bussteig und ein Radturm mit Einzelboxen und abgeschlossenen Sammelgaragen. Um auf sich ändernde Verkehrsflüsse zu reagieren, will Neuhausen verschiedene Mobilitätsträger und -formen verknüpfen. Ein Park&Ride-Parkhaus, eine Reparatursäule für Fahrräder, Carsharing, Mietfahrräder und -pedelecs könnten dereinst einen multimodalen Knoten bilden.   

Filderstadt hat in Bernhausen zwar schon einen S-Bahn-Anschluss, bekommt aber in Sielmingen einen weiteren Halt. Oberbürgermeister Christoph Traub sieht die S-Bahn-Verlängerung als einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz: „Nachhaltige Mobilität ist uns wichtig. Unser Weg ist, die Filder als Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen in seiner Gesamtstruktur zu sichern und zukunftsfähig zu entwickeln.“ Die Stadt Filderstadt präsentierte ebenfalls ihre Vorstellungen, wie sie die Streckenverlängerung nutzen will. Vorgesehen ist, öffentliche Verkehrsräume – insbesondere entlang der Karlstraße – im Sinne einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Lösung aufzuwerten.  Zudem wird das Umfeld am neuen Haltepunkt Sielmingen neu gestaltet, beispielsweise in Form eines Bike&Ride-Angebots und der Aufwertung von Bushaltestellen-/Warteflächen.

Beide Kommunen stellten beim Spatenstich ihre eigenen Planungen an Schautafeln und im direkten Gespräch dar.

So wird die neue Strecke verlaufen: Hinter dem Bahnhof Filderstadt-Bernhausen endet heute der DB-Bestandstunnel der S-Bahn. Unmittelbar an diesen Tunnel wird sich ein neues, ebenfalls zweigleisiges Tunnelbauwerk anschließen, in dem die S-Bahn-Strecke die Karlstraße und auch den Knotenpunkt mit der Nürtinger Straße unterfährt. Über eine Rampe in Troglage wird das oberirdische freie Feld erreicht, ab dem die Neubaustrecke weiter der ehemaligen

Filderbahntrasse folgt. Die dort vorhandenen Wege (Feldwege, Radweg) werden künftig im Bereich von heute landwirtschaftlich genutzten Flächen parallel zur S-Bahn-Trasse geführt. Nach einer weiteren Rampe in Troglage und der Unterquerung der Sielminger Bahnhofstraße folgt ebenfalls in Troglage die Haltestelle Sielmingen.  Nach der Unterquerung der Sielminger Mercedesstraße folgt wieder eine Rampe in Troglage. Ungefähr ab der Markungsgrenze zwischen Filderstadt und Neuhausen verläuft die künftige Trasse bis zum Bahnhof Neuhausen eingleisig.

Die Oberfläche des freien Feldes wird hinter Sielmingen nur kurz erreicht, da die Trasse dann bereits in einer erneuten Rampe in Troglage abtaucht um – teilweise überdeckelt – die Werkszufahrt der Fa. ThyssenKrupp Aufzugswerke (TK Elevator) zu unterfahren. Mit einer Rampe in Troglage erreicht die Trasse am östlichen Rand des Werksgeländes erneut das freie Feld und führt über einen flachen Trog bis in die Ortslage von Neuhausen hinein. Sie endet in einem dreigleisigen Kopfbahnhof mit zwei Bahnsteiggleisen und einem Abstellgleis auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände der Filderbahn, das zwischen Bahnhofstraße, Robert-Bosch-Straße und Wilhelmstraße eingeschlossen ist. Die Bahnsteige haben eine Nutzlänge von 210 Metern. Die Bauzeit wird voraussichtlich gut vier Jahre betragen.

Schon vor dem offiziellen Spatenstich erfolgten in den letzten Jahren die Baufeldfreimachungsarbeiten (Archäologische Prospektion, Umsetzung und Umsiedlung von Mauer- und Zauneidechsen, Gebäudeabbrucharbeiten, sowie Fällarbeiten auf den öffentlichen und gewerblichen Flächen). Seit Mitte August laufen nun die ersten Bautätigkeiten der Firma Leonhard Weiss: So fanden auf den Baustelleneinrichtungsflächen Bodenarbeiten statt. In der Rudolf- und der Johannesstraße in Bernhausen haben Kanalarbeiten und Leitungsverlegungen begonnen. Die Maßnahme wird schrittweise bis zur Nürtinger Straße durchgeführt und die Unterführung im Bahnhofsbereich Neuhausen wird bereits hergestellt.

Und so geht es weiter: Die Einrichtung der Baustelleneinrichtungsflächen wird fortgeführt. Zudem finden weitere Leitungsverlegungen und Kanalarbeiten statt. Ab Oktober bis Februar 2024 werden die restlichen Fäll- und Rückbauarbeiten entlang der Strecke erfolgen. Diese konzentrieren sich vor allem auf den Bereich der privaten Flurstücke in der Filderbahnstraße in Bernhausen und Alemannenstraße in Sielmingen. Nachdem Baufeldfreiheit erlangt ist, wird sukzessivweise mit dem Erdbau und der Baugrubensicherung für die Ingenieurbauwerke begonnen. 

Für weitere, künftige Informationen bittet die SSB darum, die jeweiligen Veröffentlichungen in den Amtsblättern zu beachten. Die betroffenen Anwohner werden mit Anwohnerinformationsblättern im Briefkasten zusätzlich informiert. Zudem bietet die SSB einen Newsletter an (Anmeldung unter S-Bahn@ssb-ag.de ).
Unter www.ssb-ag.de/unternehmen/projekte/s-bahn-neuhausen/ sind zudem Informationen zum Projekt zu finden.

Das Bild zeigt beim stellvertretenden Spatenstich, dem Anschnitt in einen mit einer S-Bahn dekorierten Kuchen, von links:

Parlamentarische Staatssekretärein a.D. beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Karin Roth, Landtagsabgeordneter Andreas Deuschle, Bürgermeister von Neuhausen auf den Fildern Ingo Hacker, Verbandsvorsitzender des Verbands Region Stuttgart Thomas S. Bopp, Minister für Verkehr des Landes Baden-Württemberg Winfried Hermann, Landrat des Kreises Esslingen Heinz Eininger, Technischer Vorstand und Vorstandssprecher der Stuttgarter Straßenbahnen AG Thomas Moser, Landtagsabgeordnete Andrea Lindlohr, Oberbürgermeister von Filderstadt Christoph Traub