Die SSB hat am 1. Dezember ihren Wirtschaftsplan für das Jahr 2021 dem Aufsichtsrat vorgelegt. Geplant ist darin ein Jahresergebnis von -52,9 Millionen Euro. Darin schlagen sich 18,6 Millionen Euro nieder, die auf Verluste durch die Corona-Pandemie zurückzuführen sind, und 1,6 Millionen Euro Sondereffekte. Bereinigt läge das geplante Ergebnis bei -32,8 Millionen Euro und damit ca. eine Million Euro besser als in der Mittelfristplanung aus dem vergangenen Jahr für 2021. Die Corona-Pandemie prägt sowohl den Wirtschaftsplan für das Jahr 2021 als auch die wirtschaftliche Mittelfristplanung. Abhängig von der weiteren Entwicklung der Pandemie kann die SSB frühestens im Jahr 2023 den Stand ihrer Einnahmesituation von 2019 wieder erreichen. Gleichwohl wird die SSB den Stuttgarter Nahverkehr weiter ausbauen und die Grunderneuerung der bestehenden Infrastruktur, der Fahrzeugflotten und beim Bus die Umstellung auf emissionsfreie Antriebe verfolgen. „Trotz der Einschnitte durch die Corona-Pandemie verfolgen wir weiter unsere strategischen Planungen für Ausbau und Grunderneuerung“, erklärt der Kaufmännische Vorstand der SSB, Mario Laube.
Im Plan für 2021 geht die SSB von rund 39 Millionen Euro aus, die der SSB pandemiebedingt in ihrer Gesamtleistung fehlen werden. Die SSB unterstellt, dass 22,8 Millionen Euro aus den im Jahr 2020 nicht ausgeschöpften Mitteln des ÖPNV-Rettungsschirm von Bund und Land der SSB zugesprochen werden. Bisher hat die SSB 18,7 Millionen Euro aus dem Rettungsschirm erhalten. Sowohl beim Barverkauf als auch beim Abonnement verzeichnet die SSB signifikant weniger Einnahmen. Durch Einsparungen wird sie diese Einnahmenverluste nicht auffangen können.
131,6 Millionen Euro hat die SSB 2021 an Investitionen vorgesehen, damit liegen diese 8,9 Millionen Euro höher als im Jahr 2020. 43,2 Prozent der geplanten Summe sollen für Bauvorhaben, 31,5 Prozent für Fahrzeuge bereitstehen.
Für 2025 gehen die Kaufleute der SSB nach heutiger Lage von einem Jahresergebnis von -98,6 Millionen Euro aus, welches im Wesentlichen durch die Grundinstandsetzung des über 30 Jahre alten Stadtbahnsystems und den kontinuierlichen Ausbau als Beitrag zur Verkehrswende 2030 bedingt ist. Mittelfristige Investitionen sind mit 817,8 Millionen Euro geplant, für die es voraussichtlich 388,9 Millionen Euro an Zuschüssen geben wird.
Die Personalkosten der SSB sind im Planungszeitraum von den jüngsten Tariferhöhungen geprägt. 2020 fanden gleichzeitig eine Entgelt- und eine Manteltarifrunde statt. Die Planung für 2021 geht zudem von einem Anstieg der Personalzahlen infolge der geplanten Leistungserweiterungen aus. Die Personalkosten der SSB steigen in der Planung 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 Prozent. „In der zurückliegenden Tarifrunde ist es uns gelungen, mit zusätzlichen freien Tagen schrittweise Entlastungen für die Beschäftigten zu vereinbaren. Das macht die Arbeit bei der SSB zusätzlich attraktiv“, sagt die Arbeitsdirektorin der SSB, Sabine Groner-Weber.
Von der Landeshauptstadt Stuttgart erhält die SSB im Zeitraum 2020-2024 120 Millionen Euro, überwiegend für die Grunderneuerung des Stadtbahnsystems Dazu gehören die Gleisinfrastruktur, Teile der Fahrzeugflotte, Signaltechnik oder betriebliche Bauwerke. Insgesamt hat sich die Zuschusssituation für den Nahverkehr verbessert. Eine Neufassung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) von Bund und Land fördert Neubauvorhaben mit bis zu 100 Prozent, Grunderneuerung mit bis zu 50 Prozent, Schienenfahrzeugneubeschaffung mit bis zu 40 Prozent, Schienenfahrzeugersatzbeschaffung mit bis zu 30 Prozent und Planungskosten mit bis zu zehn Prozent.
In der Periode des Wirtschaftsplanes 2021 wird die SSB die Verlängerung der U6 vom Fasanenhof zum Flughafen in Betrieb nehmen. 2022 wird es die Verlängerung zum Neuen Markt in Leinfelden sein. Außerdem baut die Firma Stadler derzeit 20 neue Stadtbahnen für die SSB, die bis 2023 angeliefert werden. Die SSB arbeitet im mittelfristigen Planungszeitraum zudem an weiteren Maßnahmen: Die S2-Verlängerung nach Bernhausen, den vierten Betriebshof in Weilimdorf, die Verlängerung der U13, die 80-Meter-Bahnsteige an der U1, die Verlängerung der U19 und Fahrzeugbeschaffung bei Bus und Stadtbahn. „Es ist wichtig für Stuttgart, dass die SSB den Ausbau des Nahverkehrs und die Grunderneuerung weiter voranbringen kann“, unterstreicht der Technische Vorstand der SSB, Thomas Moser.
In seiner Sitzung am 1. Dezember 2020 hat der Aufsichtsrat der SSB darüber hinaus der Ausschreibung von 40 Stadtbahnwagen zugestimmt. Sie bilden eine erste Tranche der bis 2030 geplanten Ersatzbeschaffungen. Die Stadtbahnen, die von diesen Fahrzeugen ersetzt werden, sind dann über vierzig Jahre alt. Die Anlieferung dieser 40 Stadtbahnen erfolgt frühestens um den Jahreswechsel 2024/25. Die SSB rechnet mit Kosten von vier Millionen Euro je Fahrzeug.