Am 28.03.2022 tauften die Straßburger Oberbürgermeisterin Jeanne Barseghian, Frau Dr. Alexandra Sußmann, die Stuttgarter Bürgermeisterin für Soziales und Gesellschaftliche Integration in Vertretung von Herrn Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper, und der Vorstandssprecher der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), Technischer Vorstand Thomas Moser, den Stuttgarter Stadtbahnwagen mit der Nummer 3548 auf den Namen der Stuttgarter Partnerstadt Straßburg in Frankreich. Das Wasser dazu stammt aus der Ill in Straßburg.
Anlass ist das 60-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Stuttgart und der Stadt im Elsass, die 1962 begann. Die Zusammenarbeit mit Straßburg erstreckt sich auf zahlreiche Themenbereiche und wird getragen von Vereinen und engagierten Einzelpersonen vor allem aus den Bereichen Jugend, Bildung, Sport und Kultur sowie dem Fachaustausch auf politischer und administrativer Ebene.
„Der Stadtbahnwagen ‘Straßburg‘ der SSB wird die Stuttgarter Bürger auf allen unseren Strecken immer wieder an diese Stuttgarter Städtepartnerschaft erinnern“, freute sich Thomas Moser.
Bürgermeisterin Dr. Sußmann stimmte ein: „Mit der Stadtbahn Straßburg sind jetzt alle zehn Stuttgarter Partnerstädte auf Stadtbahnen in der Stuttgarter Öffentlichkeit sichtbar. Ich freue mich sehr, dass ab sofort auch die aktive Städtepartnerschaft zwischen Stuttgart und Straßburg diese Aufmerksamkeit erfährt. Beide Städte organisieren mit vielen engagierten Menschen in Stuttgart und Straßburg im Jubiläumsjahr, trotz anhaltender Pandemie, ein beeindruckendes Begegnungs- und Austauschprogramm, das in weiteren Projekten fortgeführt werden wird.“
Jeanne Barseghian begrüßte das „schöne Symbol“, das eine sehr „schöne und effiziente Art sei, die Städtepartnerschaft in den Alltag Ihrer Mitbürger und Mitbürgerinnen zu bringen“. Stuttgart und Straßburg wüssten durch ihre Geschichte die Bedeutung des Friedens zu schätzen.
Stadtbahnzüge als rollende Botschafter
Schon seit Eröffnung des Stadtbahnnetzes in Stuttgart 1986 wird seitens der SSB der Brauch der Taufe von Stadtbahnwagen gepflegt. Bereits zuvor hatten die Wagen der Stuttgarter Zahnradbahn Namen und Wappen bekommen. Heute tragen über dreißig der gelben Züge aus dem Bestand der SSB die Namen von Stadtbezirken und Stadtteilen aus Stuttgart, von Partnerstädten der Landeshauptstadt und von Nachbarstädten, die an die Stadtbahn Stuttgart angeschlossen sind.
Erstmals 2015 wurde einem der gelben Stadtbahnzüge der SSB die Ehre zuteil, nach einer der internationalen Partnerstädte benannt zu werden: Die Reihe begann mit der Stadt Cardiff (seit 1955, Großbritannien). Im Jahr 2017 folgte die russische Stadt Samara (seit 1992), 2018 die Stadt Lodz in Polen (seit 1988), Mumbai in Indien (seit 1968) und Saint Helens in Großbritannien (seit 1948). Seit 2019 trägt ein Stadtbahnwagen das Wappen der tschechischen Partnerstadt Brünn (Brno), 2020 folgte eine Wagentaufe für die Partnerstadt Kairo, 2021 für St. Louis in den USA und für die Partnerstadt Menzel Bourguiba in Tunesien. Die jetzige Taufe auf den Namen Straßburg komplettiert die Reihe der Stadtbahnen, die auf die Namen der zehn Partnerstädte Stuttgarts mit Wasser aus Gewässern der jeweiligen Städte getauft wurden.
Zur Städtepartnerschaft Stuttgart – Straßburg
Die Partnerschaft mit der Europastadt Straßburg ist eine der intensivsten im Stuttgarter Städtepartnerschaftsnetzwerk. Offiziell beschlossen am 26. Mai 1962, geht sie auf die Initiative der beiden damaligen Oberbürgermeister Dr. Arnulf Klett und Pierre Pflimlin zurück, letzterem wurde als einzigem Ausländer bisher die Ehrenbürgerwürde der Stadt Stuttgart zuteil.
In zahlreichen Projekten und Kooperationen in den vergangenen Jahren wie Bürger- und Jugendbegegnungen, Fachbesuchen in den Bereichen Kultur, Umwelt und Städtebau wurde die Partnerschaft zwischen den beiden Städten und ihren Bürgerinnen und Bürgern vertieft und gefestigt.
Stuttgart und Straßburg verstehen sich als aktive Gestalter der deutsch-französischen Zusammenarbeit und damit der europäischen Integration. Neben bilateralen Projekten sind sie auch beide aktive Mitglieder von EU-Netzwerken wie Energy Cities, EUROCITIES oder CLIP (European Network of Cities for Local Integration Policies for Migrants) und Partner in EU-Projekten.
Straßburg - Stadt im Zentrum
Straßburg geht auf eine keltisch-römische Siedlung zurück und verdankt seinen heutigen, schon vor 1500 Jahren bezeugten Namen seiner strategisch günstigen Verkehrslage. Deshalb entwickelte es sich auch früh zu einer vermögenden Handelsstadt der Patrizier. Einflüsse aus den Kulturen beidseits des Rheins und weit aus den Nachbarregionen im Norden und Süden, von der Schweiz und anderen großen Städten am Rhein bis nach Holland, treffen in Straßburg zusammen. So wurde Straßburg auch zu einem frühen Zentrum des Druckwesens und erschien in der Stadt die erste nachgewiesene Zeitung der Erde.
Heute ist Strasbourg nicht nur bedeutende Hochschulstadt, Sitz wichtiger Bibliotheken und Kultureinrichtungen. Dank der Lage am Rhein kommt ihr die Rolle als großer Industrie- und Logistikstandort zu: Straßburg besitzt den zweitgrößten Binnenhafen Frankreichs und – nach Duisburg und Köln – den drittgrößten Rheinhafen. Nicht weniger bedeutsam ist der Tourismus, der vor allem auf die auf Flussinseln gelegene, verwinkelte Altstadt zielt, die als Teil des Unesco-Weltkulturerbes ausgewiesen ist. Zudem gelten Straßburg und das für seine gediegene Kulinarik bekannte Elsass als Radlerparadies.
Über alle Jahrhunderte wechselte die nationale Zugehörigkeit von Straßburg immer wieder zwischen den benachbarten Machtbereichen, so dass sich eine eigenständige, von Deutschland und Frankreich gleichermaßen geprägte besondere Kultur des Elsass entwickelte. Buchstäblich sprechendes Zeichen hiervon ist bis heute die praktizierte Zweisprachigkeit in Straßburg und Umgebung. Sie kumuliert im Elsässer Dialekt, einem originellen Gemisch aus alemannischen und rheinfränkischen Sprachelementen, das als Zeichen regionaler Eigenständigkeit engagiert gepflegt wird.
Pionier für Europa
Ein besonders schweres Schicksal erlitten Straßburg und seine Bewohner in den Zeiten des Ersten und des Zweiten Weltkrieges und der dazwischenliegenden Phase. Daher ist die Symbolik der gepflegten internationalen Partnerschaft zwischen Straßburg und Stuttgart besonders hoch. Außer mit Stuttgart betreibt Straßburg Partnerstadtbeziehungen mit Boston (USA), Leicester (Vereinigtes Königreich), Dresden, Ramat Gan (Israel) und Betlehem. Seit 1992 ist in Straßburg die deutsch-französische Fernsehfilmproduktion Arte angesiedelt, außerdem gehört die Stadt zum grenzüberschreitenden Verwaltungsbezirk Eurodistrikt Straßburg-Ortenau.
Straßburg ist Sitz zahlreicher europäischer Einrichtungen, unter anderem Europarat, Europaparlament, Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte, Europäischer Bürgerbeauftragter und Eurokorps. Daher wird Straßburg gerne als Hauptstadt Europas tituliert.
Straßburg ist die nächstgelegene Partnerstadt Stuttgart, nur etwa 150 Kilometer entfernt. Von Stuttgart aus ist die Grenzstadt am Oberrhein mit dem Hochgeschwindigkeitszug TGV in knapp anderthalb Stunden zu erreichen. Straßburg ist bedeutsamer Bahnknoten und liegt direkt an den weiteren TGV-Strecken nach Paris und zum Mittelmeer.
Seit Straßburg 1994 den innerstädtischen Schienenverkehr wieder einführte, bildet das moderne Stadtbahnsystem – kurz „le tram“ genannt - wegen seiner herausragenden Gestaltung auch einen touristischen Anziehungspunkt. Eines der Haltestellenbauwerke erhielt den Preis für Europäische Architektur. Den Glanzpunkt des stetig erweiterten Schienennetzes bildet die 2017 eröffnete internationale Stadtbahnlinie auf die andere, deutsche Seite des Rheines nach Kehl.
Die erste Abbildung des Straßburger Stadtwappens geht auf das Jahr 1399 zurück. Der Wappenschild mit rotem Querstreifen in silbernem Feld hat sich seit Ende des 14. Jahrhunderts nicht verändert. Einige während des Ersten Kaiserreichs vorgenommene Hinzufügungen gerieten schnell wieder in Vergessenheit. Die beiden Löwen links und rechts fungieren als Schildhalter, der Helm (Hoheitszeichen) ist mit zwei Schwanenflügeln geschmückt. In der Zwischenkriegszeit kam der unter dem Schild platzierte Orden der Ehrenlegion hinzu.
Für das Motiv des Schildes gibt es keine rationale Erklärung. Wie oft bei mittelalterlichen Wappen zählte vor allem die visuelle Wirkung und dass es dank der kontrastierenden Farben und des einfachen Bildes leicht zu erkennen war.
Weitere Informationen zur Partnerschaft mit Strasburg sind zu finden unter:
www.stuttgart.de/leben/internationale-beziehungen/stuttgarts-partnerstaedte/strassburg.php