Am 14. Dezember 2021 tauften die Bürgermeisterin für Soziales und gesellschaftliche Integration der Stadt Stuttgart, Dr. Alexandra Sußmann, der Konsul der tunesischen Republik, Mohsen Sebai, und der kaufmännische Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), Mario Laube, den Stuttgarter Stadtbahnwagen mit der Nummer 3555 auf den Namen der Stuttgarter Partnerstadt Menzel Bourguiba in Tunesien mit original tunesischem Mineralwasser.
Anlass ist das 50-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Stuttgart und der Stadt im Norden Tunesiens, die 1971 begann. Schwerpunkte des Austauschs sind die Stärkung der Zivilgesellschaft, Demokratieförderung und Förderung der Jugendarbeit.
Konsul Sebai bekräftigte die „guten und traditionellen Beziehungen“ zu Deutschland, eine „privilegierte Partnerschaft und gute Freundschaft“, aus der sich besonders zu Baden-Württemberg „hervorragende Kontakte“ entwickelt hätten. Er erwähnte auch die Rolle des Vereins der Tunesier in Stuttgart, von dem Mitglieder bei der Würdigung anwesend waren.
Bürgermeisterin Dr. Sußmann sagte: „Mit der Stadtbahntaufe schließen wir ein besonderes Jubiläumsjahr ab – 50 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Menzel Bourguiba und Stuttgart – ein halbes Jahrhundert Freundschaft! Wie schön, dass diese kleinste der zehn Städtepartnerschaften, die so bunt, jung, lebendig und vielfältig ist, nun auch im Stadtbild Stuttgarts öfter zu sehen sein wird. Stuttgart ist eine vielfältige und offene Stadt. Die getauften Stadtbahnen symbolisieren für uns die Verbundenheit zu unseren Partnerstädten und zeigen eindrucksvoll die Brücken Stuttgarts in die Welt.“
„Ich freue mich sehr, dass wir heute gemeinsam die schöne Tradition weiterführen und zum Jubiläum einer Partnerstadt von Stuttgart eine Stadtbahn der SSB auf den Namen Menzel Bourguiba taufen dürfen. Dadurch wird die langjährige Städtepartnerschaft ab heute auch im Nahverkehr und im Stadtbild von Stuttgart sichtbar“, sagte Mario Laube.
Zur Städtepartnerschaft Stuttgart – Menzel Bourguiba
Menzel Bourguiba ist ein regionales Mittelzentrum in Nordtunesien mit rund 55 000 Einwohnern. Die Stadt liegt rund 80 Kilometer nordwestlich von Tunis am See von Bizerte, einer Salzwasserlagune, die mit rund 15 Kilometer entfernten dem Mittelmeer verbunden ist. Die Stadt entstand 1897 unter der damaligen Kolonialherrschaft Frankreichs an einer strategisch wichtigen Stelle zwischen zwei Seen, dem See von Bizerte und dem See von Ichkeul. Ursprünglich wurde die Stadt Ferryville genannt, nach dem damaligen französischen Ministerpräsidenten Jules Ferry. 1956 erlangte Tunesien seine Unabhängigkeit. Daraufhin erhielt die Stadt ihren heutigen Namen, nach Habib Bourguiba, dem ersten Staatspräsidenten des Landes. Der Begriff Menzil steht für ’Haus‘, so dass der Stadtname „Haus des Bourguiba“ bedeutet.
Die Stadt liegt in einer Freihandelszone und ist Mitglied des neun Städte umfassenden internationalen "Netzwerks der Mittelmeerstädte". Wichtige Wirtschaftszweige sind Eisen- und Stahlindustrie, Automobilzulieferung, Schiffswerft und Textilindustrie. Auch für den Tourismus ist die Stadt von Bedeutung: Sie liegt am Nationalpark und Vogelschutzgebiet, das mit dem direkt an die Stadt angrenzenden Süßwassersee „Lac de Ichkeul“ beginnt. Die Stadt liegt im Mittelmeerklimagebiet mit einer Durchschnittstemperatur von etwa 23 Grad. Der 1947 geborene französischer Pop-Sänger F.R. David stammt aus Menzel Bourguiba – sein Name mag in Deutschland weniger geläufig sein, aber sein Poptitel „Words“ ist aus den 1980er Jahren bestens geläufig und lief 1982 wochenlang als Nummer-eins-Hit.
Die Zusammenarbeit zwischen der schwäbischen und der tunesischen Stadt begann 1965 über ein staatliches Abkommen zur Ausbildungsförderung, weil in Menzel Bourguiba gezielt Industriefacharbeiter für die Metallindustrie des Landes qualifiziert wurden. Gleichzeitig hatte die Region Stuttgart starken Bedarf an Arbeitskräften, um die man auch in Tunesien warb. Um dieser Gegenseitigkeit eine breitere Grundlage zu geben, wurde dann 1971 die offizielle Städtepartnerschaft begründet. Seit 2011 gilt Tunesien als demokratischer Staat. Die Beteiligung der Jugend an der Entwicklung des Landes ist seit 2014 Bestandteil der tunesischen Verfassung. 2018 gab es erstmals freie Kommunalwahlen.
Zum Jubiläum der Beziehung zu Menzel Bourguiba gab es 2021 in Stuttgart ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen, Filmen, Theater, Tanz und einer Lesung mit dem Bestsellerautor Daniel Speck, unterstützt unter anderem vom Verein der Tunesier in Stuttgart.
Stadtbahnzüge als rollende Botschafter
Schon seit Eröffnung des Stadtbahnnetzes in Stuttgart 1986 wird seitens der SSB der Brauch der Taufe von Stadtbahnwagen gepflegt. Bereits zuvor hatten die Wagen der Stuttgarter Zahnradbahn Namen und Wappen bekommen. Heute tragen über dreißig der gelben Züge aus dem Bestand der SSB die Namen von Stadtbezirken und Stadtteilen aus Stuttgart, von Partnerstädten der Landeshauptstadt und von Nachbarstädten, die an die Stadtbahn Stuttgart angeschlossen sind.
Erstmals 2015 wurde einem der gelben Stadtbahnzüge der SSB die Ehre zuteil, nach einer der internationalen Partnerstädte benannt zu werden: Die Reihe begann mit der Stadt Cardiff (seit 1955, Großbritannien). Im Jahr 2017 folgte die russische Stadt Samara (seit 1992), 2018 die Stadt Lodz in Polen (seit 1988), Mumbai in Indien (seit 1968) und Saint Helens in Großbritannien (seit 1948). Seit 2019 trägt ein Stadtbahnwagen das Wappen der tschechischen Partnergemeinde Brünn (Brno), 2020 folgte eine Wagentaufe für die Partnerstadt Kairo, 2021 für St. Louis in den USA.
Weitere Informationen zur Partnerschaft mit Menzel Bourguiba sind zu finden unter:
https://www.stuttgart.de/leben/internationale-beziehungen/stuttgarts-partnerstaedte/50-jahre-menzel-bourguiba/jahre-menzel-bourguiba.php
Bildzeile: Der Konsul der tunesischen Republik, Mohsen Sebai (links), bekam von der Bürgermeisterin für Soziales und gesellschaftliche Integration, Dr. Alexandra Sußmann, und dem kaufmännischen Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), Mario Laube, das Modell einer Stuttgarter Stadtbahn überreicht.